Um die Geschichte der deutschen Freimaurerei verstehen zu können, muss mit der Entstehung der "modernen" Freimaurerei in England begonnen werden: Am 24. Juni 1717 schlossen sich vier alte Freimaurerlogen zu der "Ersten Großloge von England" zusammen. 1717 gilt daher unter Freimaurern als das offizielle Gründungsdatum der „modernen“ Freimaurerei. Was bedeutet modern?
Ganz kurz zusammengefasst (über die Geschichte können Bibliotheken gefüllt werden und manche Brüder forschen hier sehr viel) bildeten sich aus den alten Steinmetzzünften des Mittelalters Logen (Zusammenschlüsse) mit eigenen Bräuchen und Geheimnissen. Ein Steinmetz, bzw. die komplette Loge, verdiente mit den Geheimnissen: Wären die Fertigkeiten zum Bau bestimmter Gebäude bei jedermann bekannt gewesen, wäre man schnell vom günstigeren Anbieter verdrängt worden. Auch musste innerhalb der Loge klar sein, ob man Lehrling, Geselle oder Meister ist - andernfalls hätte der Geselle ohne Weiteres das Meistergehalt erschleichen können. Auch konnte ein Steinmetz auf Wanderschaft, in einer anderen Loge, mit dem Nachweis seiner Geheimkenntnisse dafür sorgen, als Geselle die Gesellenarbeiten und als Meister die Meisterarbeiten ausführen zu dürfen - und entsprechend daran zu verdienen. Die Logen wurden insbesondere durch die geschützten Kenntnisse rund um den Bau von öffentlichen Gebäuden und Kirchen sehr einflussreich und angesehen. Freies Reisen war zu dieser Zeit für die meisten Berufsstände undenkbar - die Freimaurer aber reisten umher und erledigten Jobs in ganz Europa.
Nach und nach reizte es aufgrund des Ansehens und der Brüderlichkeit der Logen wohl auch wohlhabende, adlige, große Denker und Aufklärer sowie andere einflussreiche Menschen in einer Loge aufgenommen zu werden. Nicht ganz ohne Eigennutz - brachten diese "angenommenen" Maurer auch Kapital und Einfluss für die Logen. Nachdem der Bauboom der Kirchen vorüberging und die alten Steinmetze immer weniger gefragt waren, wandelte sich das Bild in den Logen also von den Handwerkern "mit einigen angenommenen Maurern" hin zur modernen Maurerei mit beinahe ausschließlichen angenommenen Maurern, welche sich aber weiter auf die Tugenden und Traditionen, die Erkennungszeichen und Verschwiegenheiten sowie die Historie der Steinmetzzünfte beriefen.
Die Gründungsmitglieder der ersten englischen Großloge versammelten sich zur Wahl eines Großmeisters ("Sayer") unter der Leitung des Predigers James Anderson, des Naturforschers John Theophilus Desaguliers und des Altertumsforschers George Payne.
Der Prediger James Anderson verfasste mit den Alten Pflichten von 1723 die erste freimaurerische Konstitution. Die Alten Pflichten regeln das Verhältnis der Logenmitglieder untereinander und zu ihrer nicht maurerischen Umgebung, ferner die Verhältnisse zu Religion und Politik. Her wurde viel aus der Zeit der "alten Maurerei" übernommen.
Die Teilnahme weiterer bekannter angesehener und hochstehender Männer in England an der Freimaurerei ab 1717 verfehlte nicht die Aufmerksamkeit auf die Maurerbrüderschaft in Deutschland. Auch wenn die nach und nach Mode gewordenen großartigen öffentlichen Aufzüge der Spottsucht zur Zielscheibe dienten, so hinderte das nicht im Geringsten die weitere Ausbreitung der Verbindung, die damit auch auf dem Festland bekannt wurde und zahlreiche Anhänger selbst in den höchsten Kreisen fand.
Schon unter dem Großmeister Norfolk 1731 wurde durch eine Deputation englischer Brüder, an deren Spitze Bruder Desaguliers stand, der Herzog Franz von Lothringen, nachheriger Großherzog von Toskana, Gemahl der Kaiserin Maria Theresia und 1745 zum deutschen Kaiser erwählt, in Haag aufgenommen und bei seinem späteren Besuch in England zum Meister gemacht.
Die englischen Großmeister waren mit Erteilung von Titeln äußerst freigebig; so ernannte schon der Großmeister Norfolk 1730 einen Herrn du Thom zum Provinzial-Großmeister des Niedersächsischen Kreises, ohne daß von ihm und seiner Wirksamkeit als Maurer weiter im Geringsten die Rede ist. Auch der von dem Großmeister Darnleh 1737 zum Provinzial-Großmeister des Obersächsischen Kreises ernannte
Erbmarschall von Thüringen, Heinrich Wilhelm v. Marschall, scheint für sein neues Amt nicht besonders tätig gewirkt zu haben.
Vielmehr war es der 1735 in Warschau aufgenommene Generalleutnant v. Rutowski, welcher 1738 in Dresden die Loge "Zu den drei weißen Adlern" gründete, 1739 die zweite noch heute blühende Loge „Zu den drei goldenen Schwertern" und 1741 die dritte Loge „Zu den drei Schwänen". Letztere beiden vereinigten sich 1741 und Rutowski wurde als Großmeister von Obersachsen erwählt und von der Loge in Leipzig und der Loge in Wittenberg als oberste maurerische Behörde anerkannt. Von Dresden aus wurden, so viel ist bekannt, die Logen zu Wittenberg, eine solche zu Sachsenfeld und in Rossen gestiftet.
Schon vor der Ernennung des Br. Marschall zum Provinzialgroßmeister von Obersachsen hatte nach dem Constitutionsbuch der Großmeister Graf Strathmore 1733 »elf deutschen Herren und guten Brüdern« die Erlaubnis erteilt, in Hamburg eine anerkannte Loge zu errichten. Überlieferungen von dieser Loge finden sich nicht vor, doch ist anzunehmen, daß die ohne besonderen Logennamen als ,la loge des Franc-Masons á Hambourg" seit dem 06.12.1737 in Tätigkeit gewesene Loge ihren Ursprung jenen Brüdern verdankt, an deren Spitze Charles Sarry stand. Die bisher namenlose Loge nahm im Jahr 1741 den von ihr auch heute noch geführten Namen «Absalom» an.
Von außerordentlicher Wichtigkeit wurde für die deutsche Freimaurerei der Beitritt des Kronprinzen Friedrich von Preußen, des als König Friedrich der Große unsterblich gewordenen Helden.
Auf der Reise nach Wesel im Sommer 1738 soll der königliche Vater in gewohnter Hitze gegen die Freimaurerei gewettert haben. Der die Reisenden begleitende Graf von Lippe-Bückeburg, als Eingeweihter Freimaurerbruder, verteidigte die Freimaurerei mit so freimütiger Beredsamkeit, das der Kronprinz ihn um die Aufnahme in die Gesellschaft bat.
In der Nacht des 14. August 1738 erfolgte die Einweihung in Gegenwart des Grafen von der Lippe, des Barons v. Oberg, Meister v. Stuhl der Hamburger Loge, der Kaufleute Bielefeld und Löwen aus Hamburg, des Grafen v. Kielmannsegge und F. C. v. Albedhll aus Hannover.
Die Geschichte der Freimaurerei kann als eine Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Die deutschen Freimaurerlogen mit ihren Mitgliedern arbeiten unter fünf weitgehend selbständigen Großlogen, die sich ihrerseits im Jahre 1958 zu den "Vereinigten Großlogen von Deutschland - VGlvD" zusammengeschlossen haben.
Die VGLvD stellen seitdem die alleinige, souveräne Vertretung der Freimaurerei in Deutschland gegenüber den freimaurerischen Organisationen im Ausland und gegenüber der Öffentlichkeit dar und sind Garant für die Anerkennung ("Reguarität") der deutschen Freimaurerei durch die Weltfreimaurerei, also durch die erste vereinigte englische Großloge. Ihnen obliegt die Förderung der brüderlichen Zusammenarbeit und die freimaurerische Forschung. Ihre Mitgliedslogen sind bezüglich Fragen der inneren Ordnung und der Gestaltung ihrer Rituale autonom. Siehe hierzu auch die einführenden Worte im Bereich "Weblinks zur Freimaurerei"
Struktur und Verfassung der VGLvD werden durch einen Vertrag der Mitgliedsgroßlogen geregelt, der sog. MAGNA CHARTA der deutschen Freimaurerei von 1958.
Deutschland bestand im Jahr 1837 aus zahlreichen Einzelstaaten. Demensprechend entwickelte sich die Freimaurerei in jedem dieser Staaten auf unterschiedliche Weise. Es entstanden verschiedene Strömungen und Organisationsformen. So entstand in dem größten deutschen Teilstaat Preußen, drei Großlogen, die später die altpreußischen Großlogen genannt wurden: Die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" (1740 gegr. als erste und heute noch existierende Großloge), die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (1770 gegr.) und die Große Loge Royal York zur Freundschaft. Nach 1893 gründeten auch andere deutsche Großlogen eigene Logen in Preußen, so etwa die Große Loge von Hamburg. In Sachsen entstand die Große Landesloge von Sachsen. Die bayerische Großloge war die Großloge „Zur Sonne“ in Bayreuth.
Es war ein langer Weg, bis sich Logen in Deutschland auf einen Zusammenschluss einigen konnten. Schon um 1800 trat die Idee eines Zusammenschlusses aller deutschen Großlogen auf. Im Jahre 1877 tauchte der Begriff „Vereinigte Großloge von Deutschland“ auf. Doch alle Einigungsbemühungen des 19. Jahrhunderts scheiterten am traditionellen Partikularismus.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland wurden die in zehn unabhängigen Großlogen zersplitterte deutsche Freimaurerei 1933 vollständig zerschlagen.
Nach dem Untergang des Deutschen Reiches im Jahre 1945 konnten zunächst in den Westzonen und in Berlin nur einzelne Logen wiedererstehen. In der sowjetischen Besatzungszone ebenso wie in der späteren DDR war ein Wiederaufleben der Freimaurerei unmöglich.
In Westdeutschland wurde aus 174 Logen aller früheren deutschen Großlogen am 19. Juni 1949 die „Vereinigte Großloge der Freimaurer von Deutschland“ gegründet (dies ist die heutige Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland). Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland und die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln", setzten ihre frühere Tradition fort.
Nach jahrelangen vergeblichen Versuchen und mit Hilfe u.a. der Vereinigten Großloge von England gelang schließlich mit Gründung der VGLvD am 27. April 1958 die Bildung einer in der Geschichte der Freimaurerei einzigartigen Konstruktion insofern, als die fünf vertragschließenden Großlogen nur auf zwei ihrer Souveränitätsrechte verzichtet haben, nämlich die Vertretung aller deutschen Freimaurer gegenüber den ausländischen freimaurerischen Organisationen und gegenüber der profanen Welt. Dieser Ordnung traten im Jahre 1970 die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" und die Provinzialgroßlogen der britischen und der amerikanisch-kanadischen Freimaurer als eigene Großlogen bei.
Die neue nationale Ordnung der Freimaurer in Deutschland erhielt bald die Anerkennung der meisten ausländischen Großlogen. Heute steht sie in einem wechselseitigem Anerkennungsverhältnis mit etwa 175 regulären Großlogen in aller Welt.
Mit dem Fall der Mauer am 9.November 1989 begann die Ausdehnung der Freimaurerei in Osteuropa. Hier konnten insbesondere die Vereinigten Großlogen von Deutschland entscheidende Beiträge zum Aufbau der Freimaurerei leisten.
So konnten im Jahre 1997 die heutige Vereinigte Großloge von Bulgarien (VGLvBG), 2002 die Großloge A.F.u.A.M. von Litauen und 2003 die Großloge von Lettland durch die VGLvD eingesetzt werden. Ebenso gab es - stets unter der Mitwirkung der Mitgliedsgroßlogen - Neugründungen von Logen in Litauen, Serbien (RGLvSRB - vormals GLvYugoslawien), Montenegro (gemeinsam mit der Großloge von Österreich (GLvÖ), dem Großorient von Italien (GOI) und der Großloge von Serbien (RGLvSRB)) sowie in der Slovakei (gemeinsam mit der GLvCR und der GLvÖ) und der regulären nationalen Großloge von Monacco (gemeinsam mit der UGLoE und der GLNF in 2010).